Die mit dem Grasberg beginnende Westhälfte der St.Johanner Stirnrands, die wir unter dem Namen "Eninger Berge" zusammenfassen, gehört ihrem Charakter nach schon ganz zum Berggebiet des Echaztals, des letzten Gebirgstals der Zentralalb, das ihren würdigen Abschluß bildet. Es besteht aus zwei vollig verschiedenen Stücken: dem Quellgebiet oder Honauer Tal mit seiner ernsten Felsennatur, wo der Lichtenstein über jähen Abgründen thront, und dem Mündungsgebiet oder Reutlinger Tal mit seiner heiteren Pracht, wo die Echaz unter dem Szepter der Achalm ins Flachland heraustritt.
Achalm! Dich herrlichen Kegelberg (705 m) haben wir schon auf dem Herweg von der Teck an als eines der drei wirksamsten Schaustücke der Fernsichten der mittleren Alb kennen gelernt. Nun freuen wir uns, dich in deinem eigenen Herrscherbereich aufzusuchen! Die zwei kleineren Kegel, die wir hier in der Heimat der Achalm neben dem Hauptberge vorfinden - der spitzige Georgenberg und der niedliche Kugelberg -, erscheinen nur als Trabanten des Herrschers, die neidlos seinen Glanz erhöhen. Darum ist es auch begreiflich, wenn der Strom der Lustwanderer in dem Bewusstsein, dass die Achalm der Glanzpunkt der Gegend sei, sich vorzugsweise ihren steilen Gipfel zum mühsamen Ziel nimmt und hier den Gipfel der Naturschönheiten sucht. Wiederum die so häufige Verwechslung, die nur zu Enttäuschungen führt! Freilich ist bei der freien Lage des Berges die Rundschau von hervorragendem Umfang; sie umfaßt nicht nur viel Flachland, sondern es bleibt auch die Erwartung, eine reichhaltige Frontansicht des Gebirgs zu finden, nicht unerfüllt. Ja auch an schönen Einzelbildern fehlt es nicht, namentlich in der Richtung nach Metzingen und zum Georgenberg. Aber der ästhetisch befriedigende Gesamteindruckt bleibt aus. Der Albkette fehlt die eindrucksvolle Geschlossenheit, der künstlerische Aufbau, die wir sonst an ihren Stirnaussichten bewundern. Das wirkungsvollste Stück (der Achalmkegel selbst) ist aus dem Bild herausgenommen und statt dessn haben gerade die nächsten Berge, die das Mittelstück bilden sollen (die Strecke vom Grasberg bis zur Wanne), von hier aus gesehen etwas Langweiliges, Zerfahrenes, Trauriges und sind teilweise durch häßliche Rutschen entstellt. - Auch eine Ersteigung des vulkanischen Georgenbergs (Jörgenberg, 601 m) würde keine neuen oder günstigeren Eindrücke liefern.
Lassen wir also die heiße Erkletterung dieser kahlen Pyramiden! Es erwarten uns im Achalmgau so viele andere bequemer zu erreichende Landschaftsgenüsse! - Ja wo denn? auf jenen Nachbarhöhen, die soeben "langweilig", "zerfahren", "traurig" genannt wurden? - Ganz richtig, eben da! Setz dich einmal, geehrter Wanderer, in den Straßenbahnwagen nach Eningen und spaziere dann hinan zu irgend einer jener unansehnlichen, düsteren Waldhöhen zwischen Grasberg und Ursulaberg, und du wirst staunen, wie schon nach kurzem Steigen die tote Landschaft sich erfüllt mit Bewegung, Liebreiz, Formenpracht! Ja, diese "Eninger Berge", das sind de richtigen Standpunkte zur Betrachtung der Reutlinger Gegend. Hier entfalten die Kegelvorberge des Echazgebiets ihren wahren Glanz; hier auch fügen sich die volkreichen Wohnplätze der Gegend aufs glücklichste in das Gesamtgemälde und verleihen ihm eine Lebhaftigkeit, die von der Waldeinsamkeit des Vordergrunds wunderbar absticht.
Es ist nicht nötig, den ganzen Gebirgskamm vom Grasberg bis zum Ursulaberg mit all seinen zahlreichen Vorsprüngen abzustreifen; denn sie bieten alle im wesentlichen dasselbe Bild mit nur kleinen Verschiebungen. Jeder der zahlreichen Wege von Eningen auf die St.Johanner Höhe führt von selbst an einem dieser köstlichen Aussichtspunkte vorbei. So bietet die Neue Steige selbst schöne Aussichten, und der von ihr angeschnittene Steigfels (oder Renkenbergfels, 740 m), der als einziger Felsenkopf der Eninger Talbucht schon von weitem auffällt und mit leichter Mühe besser zugänglich gemacht werden könnte, zeigt von seinem halb geborstenen Scheitel alle Schaustücke des Achalmgaus in einer ausnehmend glücklichen Gruppierung und Umrahmung. Die Alte Steige gewährt von dem Sattel zwischen Gutenberg und Grasberg reizende Doppelaussicht nach der Reutlinger und Metzinger Gegend und führt oben, wo das älteste "Hanner Steigle" die Hochfläche erreicht, zu zwei noch bedeutenderen Höhepunkten, links zu dem schon beschriebenen Grasberg, rechts zu dem Waldvorsprung Obersohlt (oder Hannersteigfels, 768 m) mit gleichfalls auserlesen schönem, aber derzeit völlig verwachsenen Überblick über den Achalmgau. Eine dritte Möglichkeit ist der Fußweg über den Gutenberg, der von der Ecke dieser weit vorgeschobenen Bergzunge (702 m) einen besonders freien Überblick der Gegend und schon auf dem Weg dahin von dem (mit kleinem Abstecher zu ersteigenden) Basalttuffhügel Rangenbergle (588 m) ein Rundbild und Albfrontbild bietet, das ich der Achalm vom Schönheitsstandpunkt aus vorziehe. Endlich führt auch der Gaisbergweg, ein vom Albverein trefflich angelegter Fußpfad von Eningen nach St.Johann, zu reizenden Aussichtspunkten gleicher Art. Insbesondere gewährt die gut angelegte Aussichtsplatte auf der anmutigen Höhe des mittleren Gaisbergs (741 m) eine der angenehmsten Gelegenheiten zur Bewunderung des bereits bekannten Prachtbilds, während auf dem Weiterweg die Eninger Weide (717 m) mit ihren rauschenden Weidebuchen den Genuss durch eine umfassende Rundsicht in die weitesten Fernen vervollständigt.
Aber auch wer von Reutlingen aus nicht nach Urach, sondern nach dem Lichtenstein strebt, hat günstige Gelegenheit, einige Punkte, die einen freien Überblick über das vordere Echaztal geben, in den Weg einzubeziehen. Ja hier dicht am Eingang des Haupttals findet sich sogar der vorzüglichste dieser Aussichtsstandorte, der eigentlich den Besuch aller vorgenannten Eninger Berge überflüssig macht, der Ursulaberg (oder Urselberg, 689 m) bei Pfullingen. - Ein hässlicher Geselle ist dieser Urselberg mit seinen angenagten Wänden, und so breitspurig hat er sich zwischen die Achalm- und Lichtensteinlandschaft als Scheidewand hineingesetzt, dass ihn schon mancher weggewünscht haben wird. Was machen wir also, um mit ihm fertig zu werden? Wir besteigen ihn selbst! Sobald wir oben sind, dann wird's herrlich; die Scheidewand ist gefallen! - Auch dem Bequemsten ist diese Bergfahrt ermöglicht dank der von dem Papierfabrikaten Ernst Laiblin in Pfullingen 1887 gebauten und nach seiner Gattin genannten Elisenstraße; und man braucht gar nicht von dieser Straße abzuweichen, um die beiden schönsten Ausblicke zu finden. Der eine befindet sich am nördlichsten Wendepunkt der Straße auf der vorderen, gegen Reutlingen gekehrten Nase des Bergs. Die Achalm in entzückend schlankem Umriss, wie sonst an keinem Punkt, als Gegenstück der noch spitzigere Georgenberg, in der Mitte Reutlingen, dessen Lage sonst nirgends so schön zur Geltung kommt, auf den Flanken Eningen und Pfullingen mit ihren staffelartig aufgebauten Randbergen: auch wer alle diese Punkte kennt, steht gefesselt, als sähe er sie zum erstenmal; so anmutsvoll sind sie hier zu einem großzügigen Gemälde verwoben! - Vollständig eben führt sodann die Elisenstraße in einem halben Stündchen zur Südecke des Urselbergs, wo sich bei zwei Ruhebänken "auf dem Trieb" ein neues Bild auftut, noch überraschender und einziger in seiner Art: das Honauer Tal mit dem Lichtenstein und all seinen Felsen in einerVollständigkeit, wie sie sonst kein Standpunkt ermöglicht. Es ist gewissermaßen ein Einblick von außen her, der wieder ganz andere Eindrücke hervorruft als die nachher zu besuchenden Standpunkte am Talschluß und jedenfalls zur Übersicht geeigneter ist. So läßt sich der Ursulaberg die so gegensätzlichen zwei Hälften des Echaztals in einem Zug genießen, beide in vollkommenster Darbietung. - Zum Urselgebiet gehört auch noch der nahe Übersberger Hof mit dem Mädchenfelsen (774 m), Endpunkt der Elisenstraße und beliebter Übergangs- und Erfrischungsort der Lichtensteinwanderer. Erhebend ist wiederum der Ausblick von der gewaltigen Felsenplattform nach dem Achalmgau und dem Schlösschen Lichtenstein, wenn er auch trotz der höheren Lage den Ursulabergaussichten an Umfang und Schönheit nicht gleichkommt.
Etwas Ähnliches und beinahe Gleichwertiges wie der Ursulaberg bietet aber auch die andere Seite des Echaztals, wo der Schönberg (793 m) mit der vorgelagerten Wanne (694 m) und dem dahinter gelagerten Wackerstein (823 m) den Austritt der Echaz aus dem Gebirge bewachen hilft. Der Prachtblick nach der Nordseite sowohl von der Wanne als vom Schönberg hat viel Ähnlichkeit mit dem Nordblick des Urselbergs; nur sollte für Freilegung der Rundblicke und Zugänge durch die oft feuchten Hochwiesen besser gesorgt werden. Dazu kommt vom hinteren der beiden Westfelsen des Schönbergs ein Blick auf den Lichtenstein, der dem Südblick des Urselbergs entspricht und (namentlich bei Abendbeleuchtung) an bezauberndem Reiz mit ihm wetteifert. Was an Talansicht fehlt, wird ersetzt durch eigentümliche Berggruppierung: in der Ferne der Lichtenstein, mit Gießstein und Kleinengstingen eine eng gedrängte Gruppe bildend, in der Nähe der Wackerstein machtvoll aufragend. - Wie der Ursulaberg den Übersberg, so hat der Schönberg den Wackerstein im Gefolge, über den dasselbe zu sagen ist wie dort: der Fels in sich ist höchst sehenswert, die Aussicht aber steht trotz der überlegenen Höhe den vorgelagerten Punkten nach.
Auf die Frage, ob demnach Urselberg - Übersberg oder Schönberg - Wackerstein vorzuziehen seien, ist zu antworten: Besuche beide Talseiten, den Urselberg morgens auf dem Hinweg zum Lichtenstein, den Schönberg abends auf dem Rückweg. Denn rüstige Wanderer können das ganze Echaztal an einem Tag umwandern. Wer wählen muss, möge bei gedrängter Zeit und bei Nachmittagsbeleuchtung der westlichen Talseite als der kürzeren, sonst der östlichen als der reichhaltigeren den Vorzug geben.
Das Honauer Tal oder Lichtensteingebiet, an dessen Pforten wir hiemit gelangt sind, bildet eine ganz für sich abgeschlossene Landschaft. Nur Achalm und Georgenberg schauen da oder dort halbversteckt durch die Talspalte herein; sonst nimmt keins der Schaustücke der Nachbargebiete am Schmucke der Gegend teil: sie schmückt sich ganz aus eigener Kraft. Aber so mächtig ist diese Kraft, dass die Reiseschriftsteller mit großer Übereinstimmung gerade diese Landschaft für die schönste der Schwäbischen Alb erklären, sei es dass sie dies mit ausdrücklichen Worten sagen oder mittelbar durch den Grad ihrer Lobspenden zeigen. Gustav Schwab spricht von dem "wundervollen Tal, das zu den größten Schönheiten der Alb gehört und von dem man zuversichtlich behaupten kann, dass das verwöhnte Auge Wohlgefallen an ihm finden wird. So viel verschiedene Lichter und Töne, so mannigfaltige Charaktere der Natur, Schönheit, Erhabenheit und Anmut gepaart, und doch alles zusammenstimmend; keine langweilige Partie, kein gedehnter, gezogener, unmalerischer Fleck; wirklich hier wagt es der schüchterne Wegweiser, aus vollem Munde zu preisen." Nach Nägele (Albwanderungen) hat der Umblick vom Lichtenstein "eine bezaubernde Mannigfaltigkeit, wie man sie von der Alb vielleicht nicht erwartet." Und auch Wais, der neueste Albführer, sagt: "Wenn man bei der Vielgestaltigkeit unserer Alb überhaupt von einem schönsten Teil reden kann, so gebührt wohl dem Lichtensteingau die Palme". - Diesen Urteilen kann sich der Verfasser nur anschließen. Auch er glaubte jedesmal, wenn er den Lichtensteingau besucht hat, die Stimme in sich zu hören: "Hier ist's am schönsten". Freilich gab's auch manche anderen Punkte am Neckartrauf der Alb, ja auch einige auf der Donauseite, wo dieselbe Stimme in ihm sprach. Und man darf das Lob nicht dahin übertreiben, als ob kein anderer Punkt der Alb sich an Schönheit dem Lichtenstein nähern könnte. Aber das wird jeder unbefangene Beurteiler zugeben müssen: Diese Landschaft würde schon ohne den Lichtenstein zum Schönsten der Alb gehören. Durch das Felsenschloss aber, dieses in seiner Einfachheit so genial erdachte Kunstwerk, das der Landschaft den glücklichsten Mittelpunkt verleiht, ist dem Naturgenuss ein Kunstgenuss beigesellt, der wohl geeignet ist, gerade hier das ästhetische Lustgefühl in die höchsten Schwingungen zu versetzen.
Eben weil der architektonische Genuss wesentlich ist, genügt es nicht, den Lichtenstein von entfernteren Höhenpunkten aus, wie dem obengenannten Ursulaberg oder Schönberg, zu betrachten: man muss ihm möglichst nahe kommen. Auch der Anblick vom Tal, der das Bauwerk in unvorteilhafter Verkürzung zeigt, genügt nicht: man muss zu ihm emporsteigen. Wem es vergönnt ist, bis zu den Zinnen des Turms emporzudringen, der findet dort oben zugleich eine der umfassendsten Rundsichten der Alb. Denn der Lichtensteinturm ist mit seinen 846 m einer der höchsten Punkte der mittleren Alb. Aber an landschaftlicher Schönheit wird er noch übertroffen von den Felsenrandpunkten in der nächsten Umgebung des Schlosses, deren Gesichtskreis sich auf die schönere Hälfte des Rundbilds beschränkt und durch die Ansicht des Schlosses selbst geschmückt ist. Außer Punkten im inneren Schlossgarten und beim Wirtshaus sind hier zu erwähnen: nordwärts die neuerdings zugänglich gemachte Felsenrandstrecke über Brunnenstein (816 m) und Linsenbühl (817 m) zum Gießstein (768 m), die auf dem Weg zwischen Lichtenstein und Nebelhöhle keinesfalls unbesucht bleiben sollte, namentlich aber südwärts der Randweg über den "alten Lichtenstein" - einen Glanzpunkt! - und um den Talschluß herum am Dobelkopf und der Schanze vorbei zum Bahnhof Lichtenstein (704 m), ein Weg, der als Zugang zum Lichtenstein den Aufstiegen von Oberhausen oder Honau entschieden vorzuziehen ist.
Aber noch ist die Steigerung nicht zu Ende: die auserlesensten Standpunkte kommen erst drüben am entgegengesetzten Felsenrand des immer noch nicht genügsam beachteten Traifelbergs (795 m), über dessen prächtige Felsen ein bequemer Fußpfad vom Zahnradbahnhof Lichtenstein bis zum Burgstein bei Holzelfingen führt. Während seit dem Bahnbau die dem Lichtenstein gegenüberliegende Talwand etwas Unruhiges, Zerschnittenes hat, haben wir hier als Schaugegenstand die viel ansehnlichere, üppig bewaldete Talwand vor uns, über der die Burg Lichtenstein selbst thront. Dabei ist diese, obgleich die ganze Talkluft dazwischenliegt, noch nahe genug, um architektonisch zu wirken. Und so wird ein unbefangener Vergleich zu dem Ergebnis führen, dass die Landschaft sich von hier aus noch schöner ausnimmt als drüben. So ist es auch bemerkenswert, dass Wais sich zu seiner schon angeführten Lobpreisung des schönsten Teils der Alb nicht bei der Beschreibung des Lichtensteins selbst, sondern bei der Betrachtung der Aussicht von den Traifelbergfelsen gedrungen fühlte. Kein Fußgänger sollte es versäumen, einen Vormittag zu der zweieinhalbstündigen Randstrecke von der Ruine Stahleck, die vom Übersberger Hof oder vom Bahnhof Unterhausen in je einer Stunde erreicht wird, über Holzelfingen und den Traifelbergrand zum Lichtenstein zu verwenden. Auf der Weghälfte zwischen Stahleck und Holzelfingen findet er noch einmal ganz Ausgezeichnetes in den wildromantischen, hochmalerischen Talblicken des Greifensteiner Felsenrandes (756 m) zwischen den Rauhbollfelsen bei Holzelfingen und dem Zellereckfelsen am waldstillen Zellertal. Wer hier einmal gewandelt ist, der weiß, dass die Schwäbische Alb zu den schönsten Gegenden Deutschlands gehört. Und wenn wir uns erinnern, dass wir hier wieder an der Kante der St.-Johann-Platte wandern, die uns schon drüben auf der Uracher Seite und vorn an den Flachlandrändern so viel Vorzüglichkeit geliefert hat, so können wir die alte Nebenbuhlerschaft des Erms- und des Echaztals dadurch in Versöhnung auflösen, dass wir dieser großartigen Berghalbinsel, die von beiden Tälern das Schönste zeigt, als Einheit betrachtet den ersten Preis im Wettbewerb der Albgebirgsstücke zuerkennen. Wenn einmal der Albverein die Lücken der teilweise schon recht guten Randwege ergänzt und vielleicht auch an einem passenden Punkt hier oben das erste Höhenluftkurhaus der Alb zur Welt gebracht haben wird, dann wird der große, fast steigungslose Felsenrundgang um die St.Johanner Platte von der Station Lichtenstein an bis zu den Uracher Hannerfelsen oder Schorrenfelsen (von wo bequeme Fahrsteigen ins Tal führen) eine Anziehungskraft auf den Fremdenverkehr ausüben, von der die schüchterne Alb sich heute noch nichts träumen läßt.
Zum Wanderübergang vom Lichtenstein nach der westlich benachbarten Steinlachalb lockt am meisten die langgestreckte Bergzunge zwischen Pfullingen und Gönningen, die am ehesten unter dem Gesamtnamen Pfullinger Berg zusammengefaßt werden kann und deren Anfang von der Nebelhöhle oder vom Wackerstein in je einer Viertelstunde erreicht wird. Mit ihrem Doppelgesicht gegen das Echaz- und das Wiesaztal hätte sie das Rüstzeug zu einer der aussichtsreichsten Rand- oder Gratwanderungen der Alb und würde Gelegenheit geben, die Prachtlandschaft des vorderen Echaztals zum Abschied noch einmal in vollen Zügen zu genießen. Aber gerade von den Aussichten nach dieser Seite, für die unter anderem der hohe Gielsberg (833 m) und der vorgeschobene Stöffelberg (732 m) gute Standpunkte abgäben, ist zur Zeit kein einziger freigelegt. Die einzige landschaftliche Ausbeute des langen Höhenwegs sind bis jetzt zwei Ausblicke nach der bescheideneren Wiesazseite vom Barmkopf und von dem schon genannten Stöffelberg. Die Wanderer zum Rossberg werden daher einstweilen lieber die neue Bahn Reutlingen - Gönningen benützen, die zwischen Ohmenhausen und Bronnweiler Gelegenheit gibt, auf bequemem Spaziergang den mit der "Alten Burg" gekrönten Kugelberg (594 m) zu besuchen. Er ist der kleinste unter den drei Kegeln der Reutlinger Umgegend, aber der lohnendste. Seine Frontansicht der Alb steht an Umfang und Anmut derjenigen des Floriansbergs wenig nach. Mit ihm teilt er auch den seltenen Vorzug, dass der - hier schon ziemlich nahe - Hohenzollern aus dem Versteck hinter dem Dreifürstenstein hervorgetreten ist und die Prachtansicht der mittleren Alb bereichert. So bildet der Kugelberg - zugleich der westlichste Eckpunkt des Vulkangebiets der Zentralalb - einen nicht minder würdigen Abschluß dieser merkwürdigen Landschaft, wie der äußerste Feuerberg am jenseitigen Ende - der Aichelberg - ihr passendster Ausgangspunkt war.