Die schönsten Aussichtspunkte der Schwäbischen Alb

Eine vergleichende Übersicht von Otto Häcker 

11. Neckarvorland

Quelle: Blätter des Schwäbischen Albvereins, XIX. Jahrgang 1907, Nr.4
(15.Fortsetzung)
  1. Vorland der Nordostalb (Schwäbischer Wald)
  2. Vorland der Mittleren Alb
  3. Vorland der Südwestlichen Alb

Kein Gebirge in Mitteleuropa ausser den Alpen hat eine so ansehnliche, formenreiche Schauseite wie die Schwäbische Alb mit ihrem 30 Stunden langen, scharfkantigen Wall und ihrer Vorpostenkette fein gestalteter, mit Denkmälern der Vorzeit geschmückter Kegelberge. Darum gehört eine Aussenansicht des Gebirgs ebenso wesentlich zu einer Albreise, wie eine Alpenreise unvollständig bliebe, wenn der Reisende nicht wenigstens auf dem Zu- oder Abgang Gelegenheit zu einer Überschau der Hochgebirgskette vom Vorland aus nähme. Doch können wir uns bei der Betrachtung dieses reichen Stoffs, dessen erschöpfende Behandlung wieder ein besonderes Buch füllen würde, um so kürzer fassen, als schon Ströhmfeld in Band 7 S.201 der Albvereinsblätter eine Übersicht der schönsten Aussichtspunkte des nördlichen Vorlands gegeben hat. Auch hängt der richtige Genuss solcher Albansichten weniger von der Wahl des Standorts, als von Wetter und Tageszeit ab. Wie schon Gustav Schwab hervorgehoben hat, ist in den Vormittagsstunden, wenn die Vorderseite des Gebirgswalls im Schatten liegt, die Albansicht meist dunstig und verschwommen und auch bei klarer Luft zum mindesten farblos und düster. Von nachmittags drei Uhr aber, wann die Kanten und Abhänge von den Sonnenstrahlen erreicht werden, beginnt sich das Bild zu beleben und zu färben und erreicht den Höhepunkt, wenn bei Sonnenuntergang die weißen Felszinnen zum "Albglühen" prangen.

Immerhin wäre die Meinung irrig, es genüge die Aufsuchung eines beliebigen Vorlandstandorts, der die Albkette in möglichst großer Ausdehnung zeige. Im Gegenteil: der Vorteil großer Ausdehnung geht meist auf Kosten der Schönheit. Die Schönheit der Albansichten wird ganz durch die Vorberge bestimmt; die Kanten des Walls, die in der Nähe genossen so Köstliches bieten, wirken von der Ferne gesehen langweilig, ja oft störend, insofern sie die Schattenrisse der Vorkegel zu verwischen und unter den Horizont herabzudrücken drohen, je entfernter und höher der Standpunkt des Beschauers ist. Darum sind Standorte von mäßiger Höhe in einer Entfernung von nicht über drei Stunden, wenn sie auch nur Ausschnitte der Gebirgsreihe zeigen, im allgemeinen die günstigsten. Und an diesen Punkten des näheren Vorlands zeigen die Albansichten auch große Verschiedenheit und zerfallen in Gruppen, von denen jede durch die Nähe eines wichtigen Vorbergs oder einer Vorberggruppe ihr bestimmtes Gepräge erhält, abgesehen von den Veränderungen, die durch die verschiedene Natur des Vorlands selbst erzeugt werden.

Vorland der Nordostalb (Schwäbischer Wald)

Die reichhaltigste Gruppe von Albansichten liefert das der Nordostalb vorgelagerte Keuperwaldgebirge, das den weiten Raum zwischen Rems, Neckar, Hohenloher Ebene und Wörnitzebene ausfüllt und neuerdings den Gesamtnamen "Schwäbischer Wald" erhalten hat. Auch an Schönheit steht diese Gruppe von Albfernsichten mit in erster Reihe. Denn sie steht ganz unter dem Eindruck der herrlichen "Kaiserberge" Staufen, Rechberg, Stuifen, deren landschaftliche Größe sich gerade hier am überzeugendsten offenbart. Nur diesem Schmuck der Landschaft ist es zu danken, wenn dieser "Schwarzwald im Kleinen", der doch seinem größeren Bruder sonst in keiner Hinsicht gleichkommt, den Wanderer zu fesseln und zu befriedigen vermag. Denn überall, wo jene Idealgestalten am südlichen Horizont auftauchen, gewinnt die soeben noch unscheinbare, düstere Landschaft einen befreienden, verklärenden Glanz. Das weite Hervortreten dieser Kegel vor den Albwall hat auch die Wirkung, dass hier die Zone lohnender Albansichten am weitesten ausgreift.

Von den drei ziemlich gleich großen, durch Kocher und Murr von einander abgegrenzten Hauptbestandteilen des Schwäbischen Waldes, die am kürzesten mit den Namen Ellwanger, Welzheimer und Mainhardter Wald bezeichnet werden können, müssen wir den nördlich von der Murr gelegenen Mainhardter Wald wegen zu weiter Entfernung von der Alb ausscheiden, so Anmutiges auch seine Ränder (namentlich beim Murr- und Bottwartal, bei Löwenstein und Waldenburg) bieten.

Dagegen kommt das östliche, durch die Kocherspalte von beiden anderen Hauptstücken abgetrennte Drittel des Schwäbischen Waldes, das wir unter dem Gesamtnamen Ellwanger Wald oder Virngrund zusammenfassen, für Besucher der Nordostalb als lohnender Abstecher und Aussichtsstandort in Betracht. Schon die nächsten Höhen um die Kreishauptstadt sind hier zu erwähnen: das Schloss Ellwangen (504 m) mit prächtiger Fernsicht von den Fenstern des Thronsaals, der Schönenberg (515 m) mit seiner weithin herrschenden, doppeltürmigen Wallfahrtskirche und die Lengenberger Höhe bei Espachweiler (539 m), deren waldumrahmte Gesamtansicht von Ellwangen nebst Albfernsicht von Baldern bis zum Staufen den landschaftlichen Glanzpunkt der näheren Umgebung bezeichnet (Aussichtsturm geplant). Noch Bedeutenderes aber bieten die beiden höchsten Erhebungen des durch die Jagst in zwei Hälften geteilten Gebiets, nämlich auf der Westseite der fein geformte Hohenberg (mit romanischer Wallfahrtskirche, 570 m), auf der Ostseite die langgestreckte Ellenberger Platte (oder Ellenberger Hornberg, 578 m).

Dem Hohenberg kommt der als "fränkischer Rigi" bekannte Burgberg bei Maulach (533 m) an Umfang und Schönheit der Rundschau nicht gleich.

An beiden, für den Albreisenden freilich etwas abgelegenen Punkten vereinigt sich der Umblick über das Waldmeer des Virngrunds, der Fernblick nach der fränkischen Ebene im Norden und nach der Albkette im Süden zu Rundbildern, die zu den großartigsten in Schwaben gehören. Während auf dem Hohenberg schon die Kaiserberge das Landschaftsbild beherrschen, nimmt die Ellenberger Höhe insofern eine Sonderstellung ein, als sie die Kegel des Ipfgaus und den gespentisch einsamen Hesselberg in eindrucksvoller Nähe zeigt.

Um einen Überblick zu gewinnen, ist die Besteigung des Kirchturms von Ellenberg notwendig. Die günstigste Aussicht nach Norden und Osten (Frankenland mit Hesselberg) befindet sich eine Stunde weiter südöstlich auf dem gastlichen Freihof (551 m).

Die weiter südwestlich gegen das Kochertal zu gelegenen Höhen, von denen der Büchelberger Grat bei Untergröningen (556 m) den ersten Platz verdient, erreichen an Umfang der Aussicht die genannten zwei Hauptpunkte nicht, sind ihnen aber bei weniger klarer Luft insofern vorzuziehen, als sie dem Albrand und zumal den Kaiserbergen erheblich näher liegen.

Blick vom Lindenfirst bei Schwäbisch Gmünd zum Hohenstaufen

Der ergiebigste der drei Teile des Schwäbischen Waldes aber ist der auch von Luftkurgästen bevorzugte Welzheimer Wald, der den Kaiserbergen am nächsten liegt und dabei schon Streifblicke nach der mittleren Alb gestattet. Und hier sind es wieder besonders die an seinem Südsaum gelegenen, ans Remstal grenzenden Höhen, die wegen ihrer Nähe bei der Bahn und ihrer malerischen Blicke auf Rechberg und Staufen die besondere Beachtung des Fremden verdienen. Hieher gehört der Lindenfirst bei Gmünd (435 m), ein von keinem Albreisenden zu übersehender Prachtpunkt, dann die Brucker Höhe hinter dem Kloster Lorch (464 m) und der Plüderhauser Hohberg (zwischen Plüderhausen und Waldhausen, 498 m), zwei dem Hohenstaufen gegenüberliegende Punkte, die freilich noch eines den Wald überragenden Aussichtsstandorts bedürfen. Namentlich dem massigen Waldkopf des Plüderhauser Hohbergs wäre eine Erschließung seiner Aussicht dringend zu wünschen, die den ganzen Remstalgrund von Lorch bis in die Stuttgarter Gegend beherrschen und die Rundsicht des nahen Hohenstaufen vom Standpunkt landschaftlicher Schönheit nach meiner Überzeugung übertreffen würde. - Eine Aussichtsstrecke in großem Stil, die namentlich Radfahrern zu empfehlen ist, besitzt diese Gegend in der Hochstraße über den Alfdorfer Liasrücken (höchster Punkt 527 m), einen dreieinhalb Stunden lang zwischen Rems- und Leintal sich eben hinziehenden Kamm von Lindach bei Gmünd bis Eselshalden bei Schorndorf, wo der Wanderer so recht im Anblick der "Kaiserberge" schwelgen und an den Rändern der zahlreichen nach der Rems hinunterstreichenden Tannenwaldschluchten malerische Aussichtsstandorte finden kann, z.B. den "Hohenstaufenblick" bei Breitenfürst.

Von den weiter im Innern gelegenen Albaussichtspunkten des Welzheimer Waldes seien nur hervorgehoben die Frickenhofer Höhe (oder "Hohe Tanne", 564 m, vom Bahnhaltepunkt Schönberg bei Gaildorf leicht zu erreichen), deren treffliche Doppelschau ins Kochertal und zur Alb die Aussicht des turmgekrönten Hagbergs bei Gschwend (584 m) übertrifft; dann der Spatzenhof beim Ebnisee (550 m) mit Doppelblick auf die Quellschluchten der Wieslauf und der Murr, und der Schmalenberg (eine halbe Stunde südlich von Ebni, 539 m) mit reizendem Durchblick durchs mittlere Wieslauftal. - Neues bieten wieder die am Westsaum des Waldes gegen die Neckarseite zu gelegenen Höhenpunkte, wo die mittlere Alb mit der Teck mehr in den Mittelgrund rückt und zu dem schwermütigen Schwarz der Bergwälder und dem zarten Blau der Albkette das satte Gold der weiten Ackerflächen des Neckarlandes tritt. So lange der bedeutendste dieser Punkte, der Ochsenhau bei Sechselberg (595 m, höchster Punkt des Schwäbischen Waldes) noch seines Aussichtsturmes harrt, empfiehlt sich zum Genuss dieser Fernsichten eine Kammwanderung über die Rote Steig, einen zwei Stunden langen Gebirgsgrat, der sich von Mannenberg (bei Rudersberg) bis Bürg (bei Winnenden) zwischen dem Backnanger Talbecken und dem Rudersberger und Oppelsbohmer Tal hinzieht und dessen Hauptpunkte Haube (oder Mannenberg, 573 m), Kallenberg (513 m, Blick auf Schloss Ebersberg!), Königsbronnhof (490 m) und Bürg (484 m, mit aussichtsreicher Burgruine) heißen. - Hieher gehört endlich auch der südwestliche Ausläufer des Welzheimer Waldes, die von der Remsbahn leicht zu erreichende Buocher Höhe, von deren verschiedenen anmutigen Aussichtspunkten der Aussichtsturm bei Buoch (519 m) für Albfernsicht der günstigste ist, ohne freilich den gegenüberliegenden, gleich hohen Kernen an Vollkommenheit zu erreichen.

Der Name "Kernen" führt uns hinüber zum Schurwald, einen durchs Remstal vom Welzheimer Wald getrennten Keuper- und Liaskamm, der sich zwischen Rems und Fils vom Hohenstaufen bis zum Neckar erstreckt und wohl die hervorragendste Glanzpartie des ganzen Albvorlandes enthält. Zwar der Hauptkamm des Schurwalds, der vom Weißenstein bei Aichschieß ostwärts bis zum Hohenstaufen führt, liefert wegen Mangels an den Wald überragenden Standorten nicht so befriedigende Fernsichten, wie die Höhenlage und die Nähe bei der Alb erwarten ließe. Der höchste Punkt, die Mähderwies bei Schorndorf (513 m), deren Doppelschau zur Alb und ins Remstal mit dem gegenüberliegenden Plüderhäuser Hohberg wetteifern würde, schreit ebenso wie jener Nebenbuhler nach einem Aussichtsturm, für den die Plattform auf dem nahen Wirtshaus von Oberberken keinen hinreichenden Ersatz bildet. Und der zweite Hauptpunkt des hinteren Schurwalds, das Kloster Adelberg (470 m), zeichnet sich mehr durch ein Einzelbild - die Prachtgruppe der drei Kaiserberge - als durch eine umfassende Fernsicht aus.

Adelberg ist der einzige Vorlandspunkt, wo sich die drei Kaiserberge in ähnlicher Symmetrie und Schlankheit darstellen, wie auf dem Bernhardus und Kalten Feld, nur gerade von der entgegengesetzten Seite. - Der dritte Hauptpunkt dieser Gruppe, der Schönbühl bei Beutelsbach (446 m), hat seine Stärke weniger in der Albfernsicht als in schönen Talblicken.

Aber der dem Neckartal entlang laufende Westsaum des Schurwalds, der neuerdings unter dem Sondernamen "Neckarberge" zusammengefasst wird, birgt einen solchen Reichtum an Naturschönheiten im Großen und Kleinen, dass kein Fremder versäumen sollte, dieser paradiesisch anmutigen Gegend einen Tag zu widmen, selbst wenn es auf Kosten eines Stücks Alb ginge. Denn auch die Ansicht der Albfront selbst ist nirgends günstiger als hier, wo die Teck den kräftigen Mittelpunkt des Aufbaus und Staufen und Zollern dessen bedeutsame Eckpfeiler bilden. - Der umfassendste Aussichtspunkt dieser Gruppe, überhaupt einer der bedeutendsten des Schwabenlandes, ist der schon erwähnte Kernen bei Stetten (mit Turm, 510 m). Aber an Landschaftsreiz sind ihm mehrere Nachbarpunkte zum mindesten ebenbürtig; so der Kapellenberg bei Fellbach (468 m), die Steinbruge bei Rotenberg (411 m, östlich vom Dorf mit schönster Ansicht des Rotenbergs), die Katharinenlinde bei Rüdern (468 m), die Neckarhalde bei Esslingen (393 m) und die Plochinger Steige bei Plochingen (Aussichtsgerüst, 434 m). Namentlich der letztere, weit gegen die Alb vorgeschobene und so bequem am Vorbeiweg gelegene Punkt ist wie geschaffen zu einer Betrachtung der Albfront, die sich um die majestätische ragende Kuppe der Teck trefflich gruppiert.

Doch sollte man nicht den schattenlosen Aufstieg von Plochingen aus wählen, der die Überraschung vorwegnimmt, sondern den (sehr verbesserungsbedürftigen!) Waldweg von Reichenbach über die Bühleiche, oder die Höhenstraße vom Esslinger Jägerhaus aus.
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Vorland der mittleren Alb

Rücken wir weiter westwärts dem Nürtinger Albvorland zu, wo wir der vulkanischen Zentralalb mit dem Hohenneuffen als herrlichem Mittelpunkt gegenüberstehen, so ist auch bei der Aussenansicht die Steigerung an Mannigfaltigkeit und Eigenart der Bergformen unverkennbar. Doch ist's hier weniger nötig, Vorlandspunkte aufzusuchen, weil die kleinen Vulkankegel auf der rechten Seite des Neckars, die wir zur Alb selbst gerechnet und oben im 5.Abschnitt behandelt haben (Geigersbühl, Floriansberg usw.), hinreichend Gelegenheit zur Betrachtung dieser Glanzstrecke des Albtraufs geben. Immerhin sollen von den unmittelbar am Neckartalrand gelegenen Punkten, die den Flusstalvordergrund und die Nähe der Bahn voraus haben, das Römerkastell bei Köngen (300 m) und die Oberensinger Höhe bei Nürtingen (360 m) nicht unerwähnt bleiben, welch letzteren Punkt Ströhmfeld sogar der Plochinger Steige vorzieht.

Jenseits des Neckartals wird das Vorland der Zentralalb zum größten Teil vom Schönbuch ausgefüllt (höchster Punkt Bromberg bei Hildrizhausen, 583 m), dessen einsame Waldzüge wieder einen ernsteren Ton in die Landschaft bringen. Den Rändern des im Innern ziemlich einförmigen Waldgebiets mangelt es nicht an hervorragenden Aussichtspunkten. Zwar die Nordränder und nördlichen Ausläufer des Schönbuchs (Filder und Stuttgarter Berge), von denen der Bopser bei Degerloch (Aussichtsturm 485 m) die beste Albansicht bietet, können wir wegen ihrer Entfernung vom Albrand nicht eingehender berücksichtigen.

Ebenso kann die Westseite des Schönbuchs (Hauptpunkt: Herrenberger Schlossberg, 521 m) um so eher ausser Betracht bleiben, als die "Gäubahn" von Herrenberg bis Hochdorf hinreichend Gelegenheit zum Genuss dieser mehr die Südwestalb umfassenden Aussichten gibt.

Auch die Ostränder sind wegen ihrer Abgelegenheit von der Bahn und wegen der Fülle sonstigen Stoffs in eine Albreise nicht gut einzubeziehen, obgleich hier einige Punkte Vortreffliches aufweisen; so der Uhlberg an der Ostecke (Albvereinsturm, 469 m) mit großartiger Gesamtansicht der mittleren Alb und ihres gesamten Vorlandes, und die weiter südlich gelegenen Neckartalränder bei Altenriet (Aussichtsplatte auf der "Linde", 410 m) und bei Häslach (Aussichtskirchturm, 440 m), wo die Achalm den Vorsitz in der Berggesellschaft einzunehmen beginnt.

Ein bequemer zu erreichender Standpunkt für eine Vorderansicht der Achalmlandschaft ist die Degerschlachter Höhe (Römerschanze, eine Viertelstunde nordwestlich vom Bahnhof Reutlingen, 420 m).

Die volle Beachtung jedes Albreisenden aber verdient die Südecke des Schönbuchs, wo die fein ausgeprägte Tübinger Landschaft ihre Reize entfaltet. Anmut des Vordergrunds und günstige Stellung zur Alb wirken hier zusammen, um dieser Gegend den Rang als einer der Glanzpartien des Albvorlandes und des Schwabenlandes überhaupt zu sichern. Vermöge ihrer Lage im Übergangsgebiet zur Südwestalb haben die Tübinger Höhen von allen Punkten des näheren Vorlandes die weitreichendste Albschau, einerseits noch hinab bis zum Albuch, andererseits schon hinauf bis zum Oberhohenberg. Auch die sonst verhältnismäßig minderwertige Steinlachalb wirkt hier als Mittelstück ganz gut durch ihren staffelförmigen Massenaufbau, dem sich die zarter geformten Berggestalten der benachbarten Albteile auf beiden Seiten angliedern. Mindestens drei Höhenpunkte müssen erstiegen werden, um einen vollständigen Begriff von allen wesentlichen Charakterzügen der Tübinger Gegend zu bekommen: im Osten der Österberg (Kaiser-Wilhelms-Turm, 473 m), im Westen der Spitzberg, von dessen verschiedenen Aussichtspunkten die Lichtenbergerhöhe (434 m) der anmutigste ist, und im Norden entweder der Steineberg (mit Turm, 490 m) oder die fast noch anmutigere Waldhäuser Höhe (oder Eberhardshöhe, 473 m).

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Vorland der südwestlichen Alb

Das große Dreieck zwischen dem Rand der Südwestalb und der Neckartalstrecke Tübingen - Horb - Rottweil wird von einem waldigen Keuper- und Liasland ausgefüllt, das durch die Eyach in zwei Hälften zerlegt wird, den Rammert zur Rechten und den Kleinen Heuberg zur Linken. Das ganze Gebiet steht unter dem Herrschereinfluss des Hohenzollern, dessen Bild das an sich ziemlich langweilige Wellland mit Landschaftsreiz überstrahlt. Bei der Gleichartigkeit der zahlreichen Albfernsichten dieses Gebiets genügt es, von jedem der zwei genannten Vorlandstücke je einen Punkt aufzusuchen. Und die Wahl fällt nicht schwer. Rechts der Eyach ist die Weilerburg bei Niedernau (555 m) nicht nur der Hauptpunkt des ganzen Gebiets, sondern sie übertrifft sogar noch die oben gerühmten Aussichtspunkte der benachbarten Tübinger Höhen, zu denen sie im weiteren Sinn noch gerechnet werden kann. Denn sie teilt mit ihnen noch die lieblichen Talbilder und den Streifblick über die ganze mittlere Alb bis zum Albuch hinab und hat doch vor ihnen die Nähe des Zollern und den vollkommeneren Überblick über den ganzen Trauf der Südwestalb voraus.

Eine ähnlich günstige Albansicht bietet der noch bequemer zu erreichende Bierlinger Kirchturm (526 m), eine halbe Stunde von der Station Eyach.

Vom Kleinen Heuberg, wo neben dem Hohenzollern die Lochenberge herrschen, kommt für den Albreisenden kaum ein anderer Punkt in Betracht, als der schon früher bei der Beschreibung der Eyachalb erwähnte Hügel beim Balinger Bahnhof, dem die Anwohner die Ehre erwiesen haben, den Gesamtnamen "Kleiner Heuberg" auf ihn als Sondernamen zu übertragen (625 m).

Wer dieser weltabgeschiedenen Landschaft eine besondere Entdeckungsreise widmen will, sei noch auf die Brittheimer Höhe bei Bickelsberg (698 m), den Wandbühl bei Kirchberg (623 m) und die Isinger Höhe beim Häsenbühlhof (669 m) hingewiesen.

Wer aber auf dem Übergang von Tübingen nach Rottweil den Weg durchs obere Neckartal wählt, findet dort noch manche Punkte, die dadurch Neues zu bieten vermögen, dass sie die bereits bekannten Frontansichten der Südwestalb mit anmutigen Stücken des schwarzwaldartigen Muschelkalktals zusammenfügen. Ausser dem Schütteturm bei Horb (522 m) und dem Hochturm bei Rottweil (639 m), die wegen ihrer leichten Erreichbarkeit Erwähnung verdienen, sei hier nur der Weidener Felsenrand bei Aistaig (625 m, dicht nördlich über der Bahnhaltestelle) genannt, der einen besonders weiten und schönen Taldurchblick gestattet.

Zum Schluss bleibt noch ein gewichtiges Stück Albvorland der Erwähnung übrig: der Schwarzwald! In der Tat: wie wir bei unserer ganzen Längswanderung über den Neckartrauf der Alb von dem flach ansteigenden Schwarzwald eigentlich nie einen anderen Eindruck bekommen haben, als den einer mäßigen Hügelkette am Horizont, die für den Schönheitswert der Aussichtsbilder ziemlich gleichgültig war, so erscheint umgekehrt vom Schwarzwald aus gesehen der schroff dastehende Albwall als das höhere Gebirge, das auf der ganzen Schwarzwaldkammlinie von der Badener Höhe bis zum Feldberg für die Fernsicht nach Osten den auffallendsten Schaugegenstand und den wertvollsten Landschaftsschmuck bildet. Und oft genug kann man es hören, dass Schwarzwaldsommerfrischler, denen sich auf einem Höhenspaziergang im Glanz der Abendsonne die weitausgebreitete Kette der Schwäbischen Alb mit ihren schimmernden Felsenzinnen gezeigt hat, es sich nicht ausreden lassen, dass das die Schweizer oder Tiroler Alpen seien...

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