Die schönsten Aussichtspunkte der Schwäbischen Alb

Eine vergleichende Übersicht von Otto Häcker 

2. Jagst- und Kocher-Gebiet

Quelle: Blätter des Schwäbischen Albvereins, XVI. Jahrgang 1904, Nr.9

Das zweite Stück des Nordwesttraufs oder Steilabfalls der Schwäbischen Alb oder – da das Ries zum Wassergebiet der Donau gehört – das erste Stück des Neckartraufs, das vom Erbisberg bis zum Rosenstein reicht und durch die Kocherspalte in zwei Hälften – Härtsfeld und Albuch – zerlegt wird, ist durch seinen Waldreichtum eine unerschöpfliche Quelle des Naturgenusses der umliegenden Städte. Allein dem Fremden bietet es weniger als die meisten anderen Albgebiete. Es ermangelt der Felsen und der Vorberge und ist nicht hoch genug, um sich von seinem selbst wieder waldreichen und stark gewellten Vorland kräftig abzuheben. Der flüchtige Reisende mag also hier am ehesten kürzen, um rasch den Rosenstein anzustreben, und sich mit der Eisenbahnfahrt begnügen, die auf der Strecke vom Bildwasentunnel bis Lauchheim mit der prächtigen Ansicht der Kapfenburg und auf der Härtsfeldbahn beim Übergang über die Schlucht des Weißen Kochers (die auch mit einigen Felsköpfen geschmückt ist) schon das Schönste ist, was dieser Albteil zu bieten vermag.
Ein Platz zweiten Ranges mag immerhin den beiden Hauptbergen zuerkannt werden: dem Braunenberg bei Wasseralfingen (685 m), wo die Profilansicht des Albtraufs vom Langert bis zum Hohenstaufen, der Überblick über das „Wellland“ und der Einblick ins Kochertal ein schönes Gesamtbild ergeben.

Lohnend ist die Aussicht namentlich, wenn man von hinten her (Richtung Kapfenburg - Annahütte) kommt und den schönen Abstieg über die Erzgrube nach Wasseralfingen macht. - Der gegenüberliegende, mit einem Aussichtsturm geschmückte Langert ("Albäumle") bietet entschieden weniger.

und dem nicht am Rand, aber beherrschend hoch gelegenen Volkmarsberg bei Oberkochen (743 m), wo die Umschau über ein Meer gleichförmiger Waldkuppen einen ernsten, fremdartigen Eindruck macht, der ans Innere des Odenwaldes erinnert. Doch reizvoller als an diesen Punkten ist die Aussicht von dem westlichen Eckpunkt des ganzen Gebirgsstücks, dem Pfaffenberg (683 m), der schön ins Tal von Lautern und Lauterburg hinausblickt und damit bereits dem Landschaftsbild des Rosensteins angehört.

Über das Innere des Härtsfelds und Albuchs, das wieder dem Wassergebiet der Donau zugehört, wäre zwar noch einiges Wenige zu sagen. Aber es empfiehlt sich, von jetzt an die Neckarseite und Donauseite der Alb getrennt zu behandeln und zunächst die 150 km in der Luftlinie sich erstreckende Neckarfront abzuschreiten, ehe wir auf die im allgemeinen weniger ergiebige Flachseite zurückkommen. Damit soll nicht gesagt sein, dass auch im praktischen Reiseplan eine so strenge Scheidung erforderlich wäre. Im Gegenteil wird ein weise abgemessener Wanderplan auf einen mehrfachen Wechsel zwischen beiden Gebirgsseiten mit Benützung der 7 bis 8 Verbindungsbahnen bedacht sein, wie sich auch zur Abwechslung gelegentlich eine Abschweifung ins Vorland des Neckartraufs empfiehlt, z.B. auf dem Weg vom Ipfgau zum Rosenstein ein Abstecher nach Ellwangen.

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