Ortsgruppe Ellwangen
                    
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Wanderwegmarkierungen

Oettingen in Bayern (am Friedhof); 14.11.2004 / WF
Vorbild für ein neues Markierungssystem?
Wenn man in unbekanntem Gelände Wanderungen in eigener Initiative unternimmt, sich den Weg also selbst suchen muss, dann ist eine genaue Karte von großem Nutzen. Möglichst sollten die Wanderwege eingetragen sein, und der Maßstab sollte nicht größer sein als 1:50000. An Genauigkeit unübertroffen sind die Topographischen Karten der Landesvermessungsämter. Nicht überall sind diese mit Wanderwegaufdruck verfügbar; dies gilt z.B. für weite Teile vom (nördlichen) bayerischen Alpenvorland. Man ist dann auf die Karten angewiesen, die von Verlagen herausgegeben werden. Aus Kosten- und Lizenzgründen ist dabei vielfach die Darstellung vereinfacht. Dies betrifft insbesonders die Feingliedrigkeit der Höhenlinien.

Es kommt schon mal vor, dass man ohne genaue Karte loswandern muss. Wenn man einem markierten Wanderweg folgen kann, kann dies bei guter Markierung ganz problemlos gehen. Auch wenn man eine Karte mitführt, sind Markierungen angenehm: man bekommt die Gewissheit, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, und man spart Zeit, weil man nicht bei jeder Abzweigung in die Karte Einsicht nehmen muss.


Markierungsschema beim Schwäbischen Albverein

Beim Schwäbischen Albverein erfolgt die Wegmarkierung nach einem bestimmten Schema:
  1. rotes Dreieck: HW 1 bzw.HW 2 (Schwäbische-Alb-Nordrand- bzw. -Südrand-Weg, jeweils von Donauwörth nach Tuttlingen); die Spitze zeigt Richtung Tuttlingen
  2. blaues Dreieck : Zugangsweg aus dem nördlichen bzw. südlichen Vorland zu einem der beiden Albrandwege HW 1 bzw. HW 2
  3. gelbes Dreieck : Zugangsweg aus dem Gebiet zwischen den beiden Albrandwegen zu einem der beiden Albrandwege
  4. liegendes blaues , rotes oder gelbes Ypsilon : Verbindungswege (ausserhalb bzw. zwischen den beiden Albrandwegen)
  5. roter Strich : Wanderwege ausserhalb vom Gebiet der Schwäbischen Alb
  6. rotes Kreuz : Verbindungswege ausserhalb vom Gebiet der Schwäbischen Alb
  7. Winkel : Stichwege (Abstecher) zu Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten oder Aussichtspunkten

Nicht alle Wege lassen sich in solche Kategorien einordnen, und so gibt es zahlreiche Abweichungen. Traditionell ist z.B. der Weg vom Hohenstaufen über den Asrücken zum Rechberg mit einem roten Strich markiert. Dieses Gebiet gehört durchaus zur Schwäbischen Alb und hätte nach obigem Schema eine andere Markierung bekommen müssen.

Knapp hundert Jahre lang gab es beim Schwäbischen Albverein (gegründet 1888) als Fernwanderwege nur die beiden Albrandwege, dann sind eine ganze Anzahl weiterer sogenannter Hauptwanderwege hinzugekommen. Diese durchqueren teilweise das ganze Vereinsgebiet, und dafür war das obige Schema nicht anwendbar. Diese Wege wurden einheitlich mit einem roten Strich markiert. Andere Fernwanderwege, die jedoch nicht als Hauptwanderwege bezeichnet werden, haben teilweise abweichende Markierungen, z.B. eine roten Traubenst(a)engel beim Württ.Weinwanderweg.

Qualität von Wanderwegmarkierungen

Wenn man sich tatsächlich einer Wegmarkierung "anvertraut", muss man leider in vielen Fällen feststellen, dass man gerade an kritischen Stellen von der Markierung im Stich gelassen wird. Kritische Stellen sind insbesonders

  • Durchquerung von bebautem Gebiet
  • Abzweigungen von einem breiten Weg in einen schmalen Seitenweg
  • Abzweigungen auf freiem Gelände

Durchquerung von bebautem Gebiet: Zum einen gibt es hier sehr häufig Wegverzweigungen. Auch durch die Vielzahl der Schilder, Aufschriften und Plakate treten Wandermarkierungen, falls vorhanden, in den Hintergrund. Auf breiten Straßen lassen sich Markierungen auf der gegenüberliegenden Seite kaum mehr erkennen. - Denkbare Abhilfe: Hinweisschilder im Klartext, wie der Wanderweg weitergeht, z.B. "Dritte Querstraße (Schillerstraße) nach links". - Beim Schwäbischen Albverein ist dieses Verfahren nicht üblich.

Abzweigungen von einem breiten Weg: Es kommt vor, dass ein Wanderweg längere Zeit auf einem breiten Forststräßchen verläuft. Plötzlich zweigt der Weg im rechten Winkel ins Unterholz ab. Solche Abzweigungen werden "gerne" übersehen, wenn durch den Trott auf dem langweiligen Forstweg die Aufmerksamkeit nachgelassen hat, die Abzweigung als Weg überhaupt nicht ins Auge fällt und die Beschilderung, falls vorhanden, nur unauffällig angebracht ist. - Abhilfe:

  • die Abzweigung deutlich markieren. Dies klingt sehr trivial. Bei der Wegmarkierung wird jedoch häufig der Fehler gemacht, dass eine Markierung derart an einem Stamm angebracht wird, dass sie möglichst aus beiden Richtungen gerade noch zu erkennen ist. Bei Abzweigungen muss die Markierung jedoch von der Abzweigung aus deutlich zu erkennen sein; dagegen ist es häufig weniger wichtig, dass gerade diese Markierung auch aus der Gegenrichtung sichtbar ist.
  • ein Stück (etwa 100 m) vor der Abzweigung an gut sichtbarer Stelle einen abknickenden Pfeil anzeigen
  • ein Stück hinter der Abzweigung, natürlich ebenfalls an gut sichtbarer Stelle, ein durchgestrichenes Wanderzeichen anbringen. Das hat dann zu bedeuten, dass man sich nicht mehr auf dem richtigen Wanderweg befindet, ein kurzes Stück zurückgehen und dort den richtigen Weg suchen muss. - Diese Art der Beschilderung habe ich bei einer Wanderung entlang dem Doubs im Schweizer bzw. Französischen Jura vorgefunden.

Abzweigungen auf freiem Gelände:: Mangels geeigneter Anbringungsmöglichkeit fehlen an diesen Stellen manchmal die Markierungen oder sind an unauffälliger Stelle angebracht, z.B. an Grenzsteinen. - Abhilfe: Aufstellen eines Pfahls zur Anbringung der Wegzeichen; auf asphaltierten Wegen evtl. eine Markierung auf dem Makadammbelag anbringen. Dies ist problematisch wegen der schnellen Abnutzung. Bei Verschmutzung oder Schneebelag sind solche Markierungen nicht mehr zu erkennen.

Wanderbares Österreich

Österreichischer Bundesadler Hier einige Anmerkungen bezüglich der Wegmarkierungen in einem Land, das sich wegen seiner landschaftlichen und kulturellen Vielfalt und seiner Nähe zu unserem Vereinsgebiet besonders für Wanderungen eignet und mit obigem Spruch ausdrücklich fürs Wandern wirbt. Als großer Vorteil fällt auch ins Gewicht, dass es mit der Sprache keine Probleme gibt. Als Wanderer kommt man durchaus in abgelegene Gegenden, wo man sich manchmal schwer tut, wenn man die Landessprache nicht einigermaßen beherrscht.

Seit den Siebziger Jahren wurde in Österreich ein Netz von Weitwanderwegen angelegt, welche das Land kreuz und quer durchziehen. Deren Ausgangspunkte oder Kreuzungen stellen des öfteren im Ortsbild auffällige Steine oder Wegkreuze dar. Im Gelände lässt dagegen die Markierung häufig zu wünschen übrig. Dort ist dann vielfach nicht mehr der Weitwanderweg, sondern ein lokaler Weg markiert, welchen der Weitwanderweg für eine bestimmte Strecke benutzt, um dann auf einem anderen lokalen Weg weiterzuführen.

Die Markierung ist in Österreich einheitlich rot-weiß-rot. Das ist im Gelände auffällig und entspricht (zufällig?) auch den Landesfarben. Zusätzlich hat jeder Weg eine Nummer, die auf den Landkarten und Wegweisern und machmal auch in der Markierung im weißen Feld eingetragen ist. Ohne diese Nummer kann man nach Wegverzweigungen wegen dem Einerlei der rot-weiß-roten Markierung jedoch überhaupt nicht feststellen, ob man den richtigen Weg eingeschlagen hat. Beim Schwäbischen Albverein haben dagegen Wege, die sich kreuzen oder berühren, in der Regel eine unterschiedliche Markierung.

Verbreitet ist auch die Unsitte, dass an den Wegzeigern nur der mehr oder weniger phantasievolle Namen für den Wanderweg, nicht dagegen das nächste Ziel angegeben wird. Es nützt dem Wanderer überhaupt nichts, wenn er erfährt, dass er sich auf dem Hundertwasser- oder dem Pyramidenweg befindet, wenn man nicht zuvor die Information bekommen hat, wohin diese Wege eigentlich führen. Und wenn gelegentlich eine Zielangabe auftaucht, dann vielfach die eines weit entfernten Ziels auf einem Weitwanderweg, z.B. "Mariazell" oder "Nebelstein". Dagegen wird der nächste größere Ort, durch welchen der Weg führt und den der Wanderer als Etappenziel ansteuert, konsequent verschwiegen.

Hier macht sich bemerkbar, dass es ausser dem Alpenverein kaum flächendeckend verbreitete Wandervereine gibt. Die Markierung wird dann von den örtlichen Fremdenverkehrsverbänden vorgenommen, wobei jeder bezüglich der Nummerierung sein eigenes Süppchen kocht. Naturgemäß kommt es zu Überlappungen, was zur Folge hat, dass ein Weg gleichzeitig mehrere Nummern trägt, z.B. die Drei aus Gemeinde A sowie die römisch IV aus Gemeinde B. Dies kann leicht zur Verwirrung beitragen. Überhaupt ist ein Wildwuchs an Beschilderung festzustellen, seitdem viele Wege zusätzlich als MTB (Mountainbike-Strecken) ausgeschildert sind. Als österreichische Besonderheit ist nämlich das Radfahren auf Forststraßen generell verboten. Zum Ausgleich gibt es ausgewiesene Mountainbike-Strecken.

Nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden könnte, aber insgesamt kann man die Wegmarkierung in Baden-Württemberg und in der Schweiz als vorbildlich bezeichnen. In anderen Regionen lässt die Beschilderung dagegen häufig zu wünschen übrig, so auch im Bayerischen Alpenvorland.

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Bearbeitungsstand: 11.08.2011

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